Das merkwürdigste Thema, mit dem ich in den vergangenen Wochen zu tun hatte, war die Affäre um den Bischof von Limburg. Aus W&V-Sicht interessierte natürlich die missglückte Krisenkommunikation. Aber dass ein kleiner Gastbeitrag des PR-Beraters Hasso Mansfeld gleich zu einem Termin beim Bischof führte und seine Verhandlungen von der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ aufgegriffen wurden, das hätte ich dann doch nicht erwartet. Besonders gut gefiel mir natürlich die Headline „Werben & Verkaufen“.

Ich habe Hasso Mansfeld am Dienstag noch einmal interviewt. Natürlich geht es ihm um einen interessanten Auftrag und darum, den Kontakt nach Limburg nicht ganz abreißen zu lassen, das merkt man ihm an. Was einen aber nicht hindern sollte, über Mansfelds Medienkritik nachzudenken.

Es ist leicht, sich auf die Person des Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst einzuschießen. Wahrscheinlich hat er es auch nicht besser verdient. Aber was, wenn dieser Mann nur ein Symptom für ein komplett gestörtes System wäre? Als Leser der „Luxusbischof“-Artikel in Deutschlands Qualitätsmedien fehlen mir einfach die Vergleichswerte, und bisher hat sie mir noch keine Redaktion liefern können.

Offensichtlich lebt der Bischof gern gut. Aber inwieweit dieser Lebensstil von dem seiner aktiven Kollegen* abweicht, das hat mir noch kein „Spiegel“ erklärt. Welche Dienstautos fahren die anderen Bischöfe, welche Wohnflächen beanspruchen sie, wie viele Mitarbeiter beschäftigen sie in ihrer unmittelbaren Umgebung, wie viel verdienen sie überhaupt und wer zahlt das alles – der gemeine Katholik oder wir alle (weil es sich um Quasi-Beamte handelt)? Liebe Publikumspresse, wenn ihr wollt, dass ich mich empöre (und ich weiß, dass ihr es wollt), dann gebt euch doch bitte mal ein bisschen mehr Mühe und findet das heraus. Bei Politiker-Skandalen schafft ihr’s doch auch.

* Die Betonung liegt auf „aktive“. Kommt mir jetzt bitte nicht mit diesem Vorgänger, der VW Golf fuhr und seit Jahren in keinem gepflegten Tebartz-van-Elst-Artikel fehlen darf!